Die Geschichte der Petruskirche

Die Entscheidung zum Bau der Kirche

Um die Jahrhundertwende entstand ein neuer Stadtteil im Norden Dessaus. Die Dessauer St. Johannisgemeinde war so kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts extrem stark angewachsen. Daher sollte eine neue Gemeinde gegründet werden.
Am 10. Juni 1899 fiel die Standortwahl zu Gunsten eines Eckgrundstückes Albrecht-/Wilhelm-Müller-Straße. Es handelte sich hierbei um den Holzlagerplatz auf dem Grundstück der ehemaligen Puhlmann`schen Schneidemühle.


Der künftige Bauplatz der Kirche im Mai 1901


Der Bau der Kirche

Am 10. Juni 1901 begannen die Ausschachtungsarbeiten für den neuen Bau. Dabei stieß man schon bald auf ungefähr ein Dutzend menschlicher Skelette und u. a. auf einen stark verwitterten anhaltischen Dreier, der es wahrscheinlich machte, dass die Skelette vermutlich aus der Zeit der Befreiungskriege 1813/14 stammten. Sie fanden in der Mitte des Kirchenbaus ihre neue Ruhestätte. Am 18. September 1901, vormittags 11 Uhr, fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Bis zum 16. Dezember konnten die Arbeiten fortgesetzt werden. Durch den einbrechenden Winter ruhten die Bautätigkeiten jedoch bis zum 03. März 1902. Am 08. April wurde das Kreuz auf den Westgiebel aufgesetzt. Die Bauarbeiten gingen zügig voran und am 7. Juni 1903 konnte Petrus als fünfte evangelische Kirche von Dessau ihrer Gemeinde übergeben werden.   

Einweihung der Petruskirche am 7. Juni 1903


Die Architektur der Kirche

Der Baumeister dieser Kirche war der aus Bernburg stammende Architekt Gustav Teichmüller (1862 - 1919). 1895 kam er nach Dessau, wo er 1906 das Amt eines Baurates übernahm. Außer dem Entwurf zum Bau der Petruskirche stammte auch die heute leider nicht mehr erhaltene Jakobuskirche im Südosten der Stadt Dessau (1908 geweiht) aus seinem Büro.

Die Petruskirche ist ein für die Wende zum 20. Jahrhundert typischer Bau, der sich harmonisch in das neu entstandene Häuserensemble des gegenüberliegenden Funkplatzes einordnet. Das äußere Erscheinungsbild der Petruskirche lässt romanisierende Stilelemente erkennen, welche etwas an ältere romanische Kirchenbauten Italiens erinnern. Runde und Rundbogenfenster sowie die Eckquaderung aus grauem Sandstein verliehen hier der eigentlich sehr einfachen Erscheinung doch eine besondere eigene Identität. Ein gedrungener kreuzförmiger Grundriss bildet die Basis. Über diesen Grundriss erhebt sich ein durch ein Quergebäude geschnittenes Langhaus, welches in seiner Nordwestecke den Kirchturm aufnimmt. Grauer, aus Pirna stammender, und der weiße Cottaer Sandstein aus der Sächsischen Schweiz geben dem Gebäude sein ganz besonderes Gepräge.

 

Der Bau des Pfarrhauses, dem romanisierenden Stil der Kirche angepasst, wurde unter Mitwirkung des damaligen Bauinspektors Brüdern erst Jahre später durchgeführt, und 1915 fertig.


Die ursprüngliche Innenausstattung

Die Originalsteinmetz- und Bildhauerarbeiten im Jahre 1903 wurden von der Firma Max Baron aus Dessau durchgeführt. Dies betraf z. B. Altar, Taufstein, Kanzel, Fürstenstuhl mit Balustrade. Die Kanzel und der herzogliche Stuhl waren Entwürfe des Erbauers Teichmüller. In Vorbereitung der Umgestaltung des Kircheninneren 1964-66 wurde der Fürstenstuhl mit seiner Balustrade abgetragen. Der Altar von 1903 trug als Plastik die Kreuzigungsgruppe mit Johannes und Maria. Der Altar wurde 1966 umgestaltet.

 

Die wichtigsten Darstellungen der ehemaligen Ausmalung der Kuppel waren in der Mitte das Symbol Kreuz mit Taube, in den Ecken die Symbole der Evangelisten, darüber die christlichen Kardinaltugenden in Form von vier Engelsfiguren (Glaube, Liebe, Hoffnung und Keuschheit).

 

Im Altarbereich über den Triumphbogen befand sich ein Lamm mit der Siegesfahne, davor das Auge Gottes im Dreieck, links den Pelikan, rechts den Phönix als Symbole des sich opfernden und überwindenden Heilands und direkt daneben Johannes der Täufer (links), als Vermittler zwischen altem und neuem Bunde und den Apostel Paulus (rechts), als denjenigen, der den Wahrheitsgehalt der christlichen Lehre mit dem Inhalt der griechischen Bildung angeglichen hat.

 

Im Bereich der Kanzel befanden sich die Gestalten der Taube und der Schlange.

 

Im Bereich der Apsis hinter dem Altar waren auf breitem Bande die 11 Apostel des Abendmahles dargestellt. An den Seiten der Apsis - links das Brot: "Ich bin das Brot des Lebens" und rechts der Wein: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben".


Im Bereich über der Orgelempore konnte man bis 07. März 1945 noch das große Rundfenster mit dem Bilde Davids über der alten Orgel bewundern. Im Bogen des Orgelchores waren lobsingende Engel mit Spruchbändern angebracht - links:   "Jauchzet dem Herrn der Welt" und rechts: "Singet dem Herrn ein neues Lied".

 

An den Westwänden der Seitenemporen die Bilder Moses` (links) und Elias` (rechts) in Form von Lünetten als die Vertreter des alten Bundes (vgl.: Evangelium des Markus, Kapitel 9, Vers 5).